#dss2019 – Recap Tag 1 (Gastbeitrag EVAU-Magazin)

Fotocredit: Digital Social Summit 2019 | Henning Schacht

Digital Social Summit – Tag 1

Schon in den ersten Minuten des digital social summit 2019 (DSS2019) machte Moderatorin Teresa Sickert klar, wo der digitale Hase lang läuft. Die Zuschauer durften dem Eröffnungspanel, in dem Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft aufeinandertrafen, mit einem Webtool Fragen stellen. Wobei dann auch gleich die Herausforderung der Digitalisierung deutlich wurde. Das WLAN lahmte und die Fragen des pickepackevollen Plenums kamen nicht vorne an. Na ja, sei’s drum. Denkanstöße sollte es an diesem Tag noch genug geben.

Was sind die wichtigsten Fragen?

250 Teilnehmer waren nach Berlin gereist, um sich 85 Vortragende anzuschauen. Das Publikum war bunt gemischt. Bärtige Social-Startupper waren genauso dabei wie deutlich konservativere Vertreter einer lokalen Freiwilligenagentur. Sie alle einte aber der Drang danach, Ansatzpunkte zu finden, wo sie bei der Digitalisierung konkret anpacken können. Etwas, womit übrigens auch das Eröffnungspanel noch etwas zu kämpfen hatte.


Erwin Schwärzer (BMI), Dr. Holger Krimmer (ZiviZ im Stifterverband), Thomas Leppert (Robert Bosch Stiftung), Katarina Peranic (Stiftung Bürgermut), Dr. Heiko Geue (BMFSFJ) und Teresa Sickert (Moderatorin)

Holger Krimmer, Geschäftsführer des zum Stifterverband gehörenden Datenspezialisten Ziviz, erklärte etwa: „Die Probleme sind doch immer noch die gleichen. Woher kommen neue Mitglieder? Wer ist bereit, Vorstand zu werden? Die Frage ist, wie man sie in der Digitalisierung beantwortet, ob die Antworten anders sind.“ Katarina Peranic, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung Bürgermut, würde gerne noch mehr tun, als die alten Probleme angehen: „Wir müssen aufhören, nur in die eigene Organisation zu schauen“, sagte sie. „Wenn wir uns zusammentun, können wir für noch viel größere Themen Lösungen finden.“ Soweit der allgemeine Einstieg. Richtig praktisch an die Materie sollte es aber dann in den 85 Sessions gehen, die nur wenige Minuten nach der Eröffnung starteten.

Ganz schön trackig

Der DSS2019 hatte in dieser Hinsicht schon an Tag 1 einiges zu bieten. In sechs sogenannten Tracks, also Veranstaltungsreihen die sich Mottos wie „Engagement neu entfachen“ und „Ländlichen Raum vernetzen“ widmeten, reihte sich Session an Session. Die Vortragenden bekamen rund eine Stunde Zeit, um ihre Themen den Leuten zu präsentieren. Die Formate reichten dabei von der Frontbeschallung bis zum interaktiven Workshop. Die Eindrücke der Workshops, an denen wir teilnahmen, haben wir in unserem Live-Blog gesammelt.

Die Digitalisierung braucht Menschen

Schön war es, dass bei jeder Session nicht etwa bleierne Stille bei den Teilnehmern herrschte, sondern diese die vorhandene Zeit auch immer munter zum Diskutieren und Fragestellen nutzten. Eine Anmerkung blieb uns dabei besonders lange im Ohr: Der Teilnehmer einer Session darüber, wie Dörfer durch Digitalisierung dem demografischen Wandel entgegenwirken könnten, sagte: „Apps und Portale sind ja schön und gut – und sicher gute Showcases“, dann wandte er sich direkt an die Vortragende: „Aber was es doch wirklich braucht sind Leute wie Sie. Leute, die das Thema mit Energie vorantreiben.“ Diese Leute, die standen unserer Meinung nach bei jeder Session vorne. Mal fanden wir die gewählten Maßnahmen sinnvoller, mal weniger sinnvoll. Aber dass sie etwas bewegen, das stand immer außer Frage.

Die Sache mit der Knete

Und da kam uns Katarina Peranic wieder in den Sinn.
Was, wenn all diese schlauen Leute sich zusammentäten, statt parallel an den selben Fragestellungen zu knobeln, vielleicht eine (die beste?) Lösung fänden? Womit wir beim nächsten Thema wären, was wirklich alle umtrieb: dem lieben Geld. Wir hatten den Eindruck, dass Fördergelder am liebsten für etwas ausgeschüttet werden, was der Herr in der einen Session „Showcases“ nannte. Also kleine Häppchen, die sich gut präsentieren lassen und kurzfristige Gratifikation versprechen. Für das richtig große Ding scheint es noch an Strukturen zu fehlen, sowohl was die Finanzierung als auch die Kooperation der verschiedenen Organisationen miteinander angeht. Vielleicht ist der DSS2019 aber der Beginn?

Autoren: Anton Tsuji & Julian Stutz (EVAU Magazin)